Der unheimliche Besuch
nach Hans Fallada.

Kritiken

FRANKFURTER NEUE PRESSE 16.02.2012

Fuchs und Bär führen sich auf wie Geheimagenten

Liora Hilb spielte und Peter Müller inszenierte mit dem „Theater La Senty Menti“ in Frankfurt den „Unheimlichen Besuch“ nach Hans Fallada.

Ein deutscher Dramatiker versetzte sich beim Anblick der Silberfischchen in seiner Plattenbau-Badewanne einst in die fast unsichtbaren, bei Licht ins Dunkel huschenden Tiere und fragte sich: Wer wohnt da gegen uns?

Ein ähnliches Erlebnis in gutgemachter, behaglicher Inszenierung bot Liora Hilb jetzt Kindern von sechs Jahren an. Gekleidet in ein schwarzgelbes Mütter-Kostüm nicht ganz von heute, das Abstand schuf und das Besondere signalisierte (Theater!), erzählte Hilb als Mutter von ihrem Sohn Husch, der sich gern versteckte und damit einmal sogar das Leben der ganzen Familie rettete.


FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG 15.02.2012

BÄR UND FUCHS IN DER STUBE
„Der unheimliche Besuch“ im Theaterhaus Frankfurt

Husch versteckt sich gerne. Deshalb heißt er auch so: Immer huscht er gerade von einem Versteck in das andere. Sogar seine Eltern bekommen ihn nur selten zu Gesicht. „Der unheimliche Besuch“, eine Produktion von Liora Hilbs Theatercompanie „ La Senty Menti Theater“ basiert auf einer Erzählung Hans Falladas.

Liora Hilb hat zusammen mit Peter Müller/Theater Handgemenge ein liebevolles Bühnenstück entwickelt. Weil sie das Geschehen in der Rolle von Huschs Mutter erzählt, beobachten die Jungen und Mädchen die Ereignisse auf der Bühne nicht bloß, sondern fühlen sich sehr angesprochen.

Die Sprache der Vorlage ist weitgehend übernommen worden. Hilb traut sich, literarische Qualität mit umgangssprachlichen Nuancen zu mischen. Noch mehr amüsieren Gestik und Mimik, mit denen sie kindgerecht spielt…

In ihrem Spiel zeigt sie viel körperlichen Einsatz, verschwindet immer wieder hinter dem Vorhang, um Sekunden später in Fuchspelz oder Bärenfell auf der Bühne zu erscheinen. Die Inszenierung ist phantasievoll und zeigt viel Liebe zum Detail. Besonders elegant wirken die Schattenspiele, die Hilb selbst auf und hinter der Bühne verwirklicht.


FRANKFURTER RUNDSCHAU 13.02.2012

HUSCH, HUSCHTE DER HUSCH
„Der unheimliche Besuch“ im Theaterhaus Frankfurt

Der kleine Junge war allein zuhaus, die Eltern waren beide aus, und plötzlich, da ist es ihm, als laufe draußen jemand durch den Regen aufs Haus zu. „Husch, huschte der Husch in den Schrank hinein.“ Und dort beim kleinen Jungen Husch, sitzt nun auch das Publikum im Theaterhaus Frankfurt. Aus der Schrankperspektive schauen kleine und große Gäste in die vom schwarzen Tuch eingerahmte Wohnstube, in der sich alsbald Wunderliches tut.

Hans Falladas Geschichte ,,Der unheimliche Besuch“ ist fast 75 Jahre alt. Doch das 1938 erschienene Märchen, das der Schriftsteller einst als Gutenachtgeschichte für seine eigenen Kinder schrieb, vermag auch heute noch die Fantasie anzuregen. Ganz besonders in Liora Hilbs Produktion des Theaters La Senty Menti unter Regie von Peter Müller, in der sich Schauspiel mit Schattenspiel mischt und vieles erzählt, doch nicht alles gezeigt wird.

Liora Hilb selbst spielt die Mutter des kleinen Husch, der so heißt, weil er immerzu forthuscht und sich versteckt: „Er sah stillvergnügt zu, wie wir alle nach ihm liefen und riefen.“ Wirkt die Rolle der Mutter anfangs noch ein wenig gouvernantenhaft streng, im hochgeschlossenen Kostüm und mit dem Regenschirm Krümel vom Teppich kratzend, so gelingt es Hilb doch mit der Zeit, eine beachtliche Erzählspannung aufzubauen.