Das Senfsamenmärchen
Aus der Reihe „Neue Kinder­theaterstücke in Ko­produktion mit dem Theaterhaus“, die Initiative wurde aus­ge­zeichnet mit dem Frankfurter Kinder- und Jugend­theaterpreis „Karfunkel 2021“.
Das Senfsamenmärchen“ ist aus­gewählt für KUSS, die 25. Hessische Kinder- und Jugend­theater­woche in Marburg 2022.

Kritiken

„Und wenn es doch gestorben ist …“

Kritik als Download (PDF)

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.04.2022, Nr. 60, S. 30


25. Hessischen Kinder- und Jugendtheaterwoche

„KUSS = Theater sehen! Theater spielen!“

„Das Senfsamenmärchen, eine Geschichte so schön, so traurig, zum Heulen, zum Lachen. Liora Hilb und Beate Jatzkowski finden in ihrem wunder­baren Zusammen­spiel, in ihren gelungenen Momenten zu jener Faszination, die von der Bühne des Erzähltheaters ausgehen kann.“

(Votum der AK Auswahlkommission, Februar 2022)


Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.02.2021, Nr. 37, S. 54

Nach Hause ins Schloss

FRANKFURT
Das Kinderstück „Das Senfsamenmärchen“ handelt vom Tod, vor dem man sich aber nicht fürchten muss

Nur wer ihn nicht kenne, habe Angst vor ihm, behauptet der Tod. Um dem Kind diese Angst zu nehmen, bringt es der Tod auf die andere Seite. Das Jenseits ist ein Schloss im
Himmel, voller Licht und mit einem Ballsaal, in dem zahllose geliebte Menschen warten.

An ein furchtbesetztes Thema hat sich Regisseur Wolfgang Spielvogel mit seinem „Senfsamenmärchen“ herangewagt, das jetzt im Frankfurter Theaterhaus Premiere hatte
und für Kinder von sechs Jahren an gedacht ist. Wobei es, wie sich herausstellt, womöglich eher schwierig für Erwachsene ist, mit Kindern über den Tod zu reden. Schon
für jüngere Kinder stellen sich solche Fragen hingegen natürlicherweise: Was passiert, wenn man gestorben ist? Sieht man dann andere wieder, die man liebhat? Umso mehr
jetzt, da Tag für Tag die „Corona-Toten“ gezählt werden und sich Kinder um die Gesundheit ihrer Großeltern sorgen.

Ausgehend vom buddhistischen Gleichnis über Gotami, die den Tod ihres kleinen Sohnes nicht verkraften kann und verzweifelt auf der Suche nach einer Medizin ist, um ihn wieder zurück ins Leben zu holen, hat Spielvogel mit dem Theater La Senty Menti eine wundervoll tröstliche und poetische Geschichte entwickelt, um beinahe heiter über den
Tod zu erzählen, den man am Ende des Lebens zufrieden erwarten darf.

Liora Hilb und Beate Jatzkowski am Akkordeon legen ihr Schauspiel meist offen, streiten zum Beispiel, wer den Tod darstellen könnte und wie er denn aussehen soll, der Tod. Sie
singen, sie tanzen und weinen auch mal – um die tote Katze mit dem weichen Fell, um den toten Onkel und um das tote Kind, repräsentiert durch ein Kopftuch, das Hilb wie
einen Säugling im Arm umherträgt. Die von Matthias Bringmann eingerichtete Bühne kommt mit wenigen Requisiten aus. Ein paar Holzwürfel werden übereinandergestapelt
zum Baum oder zur Mauer, und um die Rolle zu wechseln, verschwindet Hilb kurz hinter einer Wand auf der Bühne.

So wird sie zu Gotami, der trauernden Mutter, die Senfsamen finden muss, um ihr Kind zu heilen. Allerdings sollen die Senfsamen aus einem Haus stammen, in dem noch nie ein
Mensch gestorben ist. Ein unmögliches Unterfangen. Denn alles stirbt, jeder Mensch muss sterben, und die Frage ist eigentlich nur, wann es so weit ist. Am wichtigsten ist
aber, ob man geliebt wurde, weiß der alte Baum: „Etwas Schöneres kann keinem Menschen widerfahren.“ Das ist ein Trost für jene, die bleiben.

des.